Ironie des Schicksals: Broos kann Ära Vercauteren beenden

DIENSTAG, 31 JANUAR 2006, 17:42 - RSCA Skater
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Schwere Zeiten für den RSCA und Franky Vercauteren: Der Rekordmeister steht nach nur zwei Punkten aus den letzten vier Begegnungen in der 1. Division vor der größten vereinsinternen Krise seit zehn Jahren.


Böse Zungen behaupten, dass der 49-Jährige, der vor einem Jahr als Nachfolger des geschassten Hugo Broos mit reichlich Vorschusslorbeeren zum Cheftrainer der »Veilchen« befördert wurde, seinen Stuhl im Falle eines neuerlichen Patzers am kommenden Samstag (18 Uhr) im Heimspiel gegen den RC Genk räumen muss.

Ironie des Schicksals: Die Limburger werden seit Saisonbeginn durch eben jenen Hugo Broos trainiert, dem sich damit fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner Entlassung im Astridpark (»Der schlimmste Tag meiner Trainerlaufbahn«) eine unfreiwillige Gelegenheit zur Revanche bietet.

Künftiger Sportdirektor

Die Frage, die den Fußballfan beschäftigt, ist unterdessen die, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Zwar weist der als großer Titelfavorit in die Meisterschaft gestartete RSC Anderlecht nach dem 20. Spieltag nur einen Punkt Rückstand auf die Tabellenführer Standard Lüttich und FC Brügge auf, doch genügt dies bei weitem nicht den hohen Ansprüchen des Rekordmeisters. So gerät nicht nur Trainer Franky Vercauteren, sondern auch Manager Herman Van Holsbeeck unter Druck, der für die Personal- bzw. Transferpolitik des RSC Anderlecht verantwortlich zeichnet.

Im VRT-Fernsehen hielt Van Holsbeeck am Sonntagabend (noch) die Lippen steif: »An der Position von Franky Vercauteren wird nicht gerüttelt. Ich hoffe, dass er noch lange Trainer des RSC Anderlecht bleibt, denn das würde bedeuten, dass er seine Arbeit gut gemacht hat. Andernfalls steht fest, dass Vercauteren bei uns als Sportdirektor weitermachen kann.«

Zahlen lügen nicht

Damit sprach Van Holsbeeck, der im Januar 2004 das schwere Erbe von Michel Verschueren antrat, einen Fakt an, der im Grunde ein Unding ist. Denn sollte Vercauteren tatsächlich als Trainer in Anderlecht scheitern, wird er über seinen Nachfolger mitbestimmen und dessen Arbeit kontrollieren können.

Eine mögliche Entlassung Vercauterens würde den Verein auf Grund des Folgevertrags dagegen ein kleines Vermögen kosten.

Schon jetzt hat Ex-Nationalspieler Vercauteren, von den Fans als »kleiner Prinz des Astridparks« verehrt, einen Großteils seines Kredits verspielt. Die Zahlen sprechen jedenfalls gegen ihn: Hugo Broos wurde im vergangenen Jahr entlassen, obwohl er in der Meisterschaft 42 von 57 möglichen Punkten holte. Unter Vercauteren brachte es der RSC Anderlecht in der laufenden Spielzeit auf 37 von 60 möglichen Punkte. Außerdem schieden die Brüsseler nicht nur in der Champions League, sondern auch im Landespokal sang- und klanglos gegen den Zweitligisten Geel aus.

»Rotationswahn«

Vercauteren gilt als Perfektionist, seine fachlichen Qualitäten werden nicht in Zweifel gezogen, doch muss sich der 49-Jährige den Vorwurf gefallen lassen, einen Großteil seines in der Winterpause auf 27 Profis reduzierten Kaders durch seinen buchstäblichen »Rotationswahn« gegen sich aufgebracht zu haben.

Dieser macht zu Saisonbeginn bekanntlich nicht einmal vor den Torhütern Silvio Proto und Daniel Zitka halt. In 20 Meisterschaftsspielen stellte Vercauteren nie die gleiche Mannschaft auf, taktisch scheint er seine Spieler zu überfordern.

Als einer der wenigen nahm Kapitän Pär Zetterberg den Trainer nach der schlappen Vorstellung bei Germinal Beerschot in Schutz: »Die jetzige Situation hat nicht der Trainer zu verantworten. Jeder ist schuld, in erster Linie aber die Spieler, denn es ist nicht normal, dass Beerschot den Sieg am Freitag mehr wollte als wir. Wenn man sich fußballerisch nicht durchsetzen kann, muss man wenigstens Charakter zeigen.«

Bemerkung am Rande: Zetterberg war es, der Hugo Broos vor einem Jahr mit offener Trainerkritik quasi zum Abschuss freigab. Dass er sich diesmal zurückhält, hat naheliegende Gründe, schließlich soll der 35-jährige Schwede, der seine Profikarriere im Sommer beendet, künftig unter ...Sportdirektor Franky Vercauteren als Scout für den RSC Anderlecht arbeiten.



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