Muss Anderlecht 67,5 Mio. Euro an den Staat zurückbezahlen?

DONNERSTAG, 27 JULI 2017, 21:50 - RSCA Skater
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ANDERE Dass Anderlecht, Standard Lüttich, Racing Genk, der KRC Genk und Club Brügge („G5“) nicht nur den größten Trophäenschrank, sondern auch die größte Brieftasche haben, liegt auch daran, dass der belgische Staat den Fußball-, Basketball- und Volleyballklubs des Landes seit 2008 mit Steuersparmaßnahmen unter die Arme greift.

Folglich können – in diesem Fall die Vereine der 1. Division – deutlich höhere Gehälter als die Konkurrenz im Ausland zahlen, was wiederum attraktivere Spieler in die höchste belgische Spielklasse lockt. Alleine im vergangenen Jahr sollen belgische Vereine laut der Tageszeitung Het Nieuwsblad rund 60 Millionen Euro gespart haben. 70 Prozent der Summe machen Aktivitäten von D1-Klubs aus, von denen wiederum 40 Prozent von den „G5“ getätigt wurden.

Um den „Tsunami“ von mittelmäßigen Spielern nach Belgien zu bremsen, wurde beschlossen, belgische Vereine bei der Verpflichtung eines ausländischen Spielers zu 80 Prozent vom Vorabzug der Einkommenssteuer zu befreien, während für belgische Profis die volle Summe gezahlt werden musste. Als der Aufschrei wegen Diskriminierung im Jahr 2008 zu laut wurde, wurden alle Vereine zu 80 Prozent von ihren Abgaben befreit. Sei es für ausländische Spieler oder Spieler mit belgischem Pass. Das goldene Geschenk war jedoch mit der Auflage verbunden, dass im Gegenzug in die eigene Jugendarbeit investiert wird. So durfte Verein X mit den eingesparten Mitteln Jugendtrainer und Spieler, die jünger als 23 Jahre alt sind, bezahlen.

Das Ziel: Weil finanzielle Mittel zur Verfügung standen, sollten hochklassige ausländische Spieler die eigene Jugend besser machen. Dass auch die Vereine der 1. Division – deren Ausländeranteil seit 2008 um zehn Prozent gestiegen ist – in den letzten Jahren eine stattliche Summe sparten, liegt auf der Hand.

Jetzt kommt allerdings der Boomerang ins Spiel. „Eine Bombe von 400 Millionen Euro liegt unter dem belgischen Fußball“, schrieb Het Nieuwsblad in ihrer Mittwochsausgabe und erklärt, warum Vereinen wie Anderlecht eine Millionen-Zahlung droht. „Die belgische Regierung versäumte es, die steuerliche Maßnahme der EU zu melden, wodurch sie de facto illegal ist. Nun reicht die Klage bzw. Beschwerde eines ausländischen Vereins, um eine Untersuchung seitens der EU einzuleiten“, schreibt die Brüsseler Zeitung. Auch in der Bundesliga soll man sich schon länger fragen, wie das Finanzkonstrukt des belgischen Profisports bzw. Profifußballs funktioniert. Sollte die Europäische Union beschließen, dass belgische Profiklubs zu Unrecht seitens der Regierung subventioniert wurden, droht im Extremfall eine Rückzahlung in Höhe von fast einer halben Milliarde Euro, 400 Millionen alleine aus dem Fußball. „Für Anderlecht würde das einen Betrag von bis zu 70 Millionen mit sich bringen“, so Het Nieuwsblad weiter. Zum Vergleich: Das Budget für die Saison 2017/2018 des Rekordmeisters liegt bei 45 Millionen Euro.

Bei Anderlecht wollte man jedoch nicht groß auf diese Nachricht reagieren: "Wir haben nichts falsch gemacht, wir haben nur das Gesetz befolgt", hieß es.
 



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