Aktionäre bewahren Anderlecht vor neuen roten Zahlen

FREITAG, 16 DEZEMBER 2022, 17:18 - RSCA Skater
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ANDERE Zum ersten Mal seit der Übernahme durch Marc Coucke hat Anderlecht ein Geschäftsjahr mit positiven Zahlen abschließen können. Aber das ist noch kein Grund zum Jubeln: das ist nur die Folge der Kapitalerhöhung durch die Aktionäre. Ohne diese Finanzinjektion würde der Verlust nämlich 27 Millionen Euro betragen.

Der von der Nationalbank veröffentlichte Jahresabschluss zeigt, dass Anderlecht in der Saison 2021/2022 (Geschäftsjahr 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022) einen Gewinn von 1,3 Millionen Euro erzielt hat. Endlich sollte man da sagen, denn in den Vorjahren färbten sich die Zahlen immer blutrot. Es lag bereits seit 2017 (kurz vor der Übernahme) zurück, dass Anderlecht keinen Verlust mehr erlitten hatte.

Lohnkosten steigen um 7 Millionen Euro

Leider ist diese Gewinnzahl etwas verzerrt. Operational verlor Anderlecht nämlich in der vergangenen Saison ca. 27 Millionen Euro. Das ist genau so viel wie in der Saison davor. In der vergangenen Saison hat Anderlecht ca. 78 Millionen Euro an Einnahmen verbucht (inklusive Ablösesummen, darunter auch die von Albert Sambi Lokonga). Dem stehen 106 Millionen Euro an Ausgaben gegenüber, wovon 57 Millionen Euro Lohnkosten darstellen. Diese Lohnkosten sind im Vergleich zum Vorjahr um 7 Millionen Euro gestiegen.

Im Dezember 2021 pumpten die Aktionäre 93 Millionen Euro in den Verein. Davon wurden 33,5 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr verbucht. So gelingt es Anderlecht, die roten Zahlen aufzupolieren. Wenn man die Steuern und die Unkosten abzieht, kommt man auf einen Gewinn von 1,3 Millionen Euro.

Der Jahresabschlussbericht verdeutlicht auch, dass Anderlecht bereits einen Betrag von 27 Millionen Euro an Kapital, das nach einer frischen Finanzspritze im vergangenen Jahr noch verfügbar ist, schon für die Saison 2022-2023 verbucht hat. Ansonsten könnte man diese Saison nicht überbrücken. Der Verein verkaufte auch einige erwartete Einnahmen an ein externes Unternehmen, um schon jetzt über dieses Geld verfügen zu können. Nach Angaben des Verein geschieht dies jedoch zu einem sehr niedrigen Zinssatz, der jedoch darauf hindeutet, dass es für den Verein finanziell sehr schwierig bleibt.

Vielen Dank Corona-Virus

Tatsache ist, dass Anderlecht diese negative Spirale durchbrechen und dafür sorgen muss, dass die Einkünfte die Ausgaben übersteigen. Die Aktionäre können nicht dauerhaft Geld in den Verein stecken. Das wäre eine ungesunde Situation und das verbietet auch die Pro League. Wenn Vereine über einen Zeitraum von 5 Jahren ein negatives Eigenvermögen haben, droht ihnen ein Punkteabzug. Bei Anderlecht beträgt diese Zahl momentan -17 Millionen Euro.

Aufgrund der Corona-Krise wurden diese Regeln jedoch vorübergehend ausgesetzt und das ist ein großer Vorteil für Anderlecht. "Die Eigentümer dürfen die Verluste vorläufig mit neuem Kapital abdecken. Ansonsten hätte Anderlecht schon längst unter einer finanziellen Vormundschaft gestanden", berichtet De Tijd.

Wert ist um 77 Prozent gesunken

Und so steigen die Kosten für den Haupteigentümer Marc Coucke weiter. Insgesamt hat er laut De Tijd schon mehr als 130 Millionen Euro in den RSC Anderlecht investiert. Wird er diesen Betrag jemals zurückerhalten? Die Chance scheint sehr gering zu sein. Als Coucke den Verein übernahm, wurde er mit 86 Millionen Euro bzw. 42.800 Euro pro Anteil bewertet. Die letzte Kapitalerhöhung geschah mit 10.000 Euro pro Anteil und das sind 77 Prozent weniger.

Vertrauen in den Neustart, aber...

Nichtsdestotrotz bleibt man bei Anderlecht positiv. In einer Antwort verweist der Verein unter anderem auf den zum 1. Januar in Kraft getretenen neuen Geschäftsplan. "Natürlich ist es unmöglich, bis zum Abschluss des Geschäftsjahres am 30. Juni - knapp ein halbes Jahr später - alles gelöst zu haben. Doch der Verein arbeitet definitiv an einem Neustart. Anderlecht kriecht aus der finanziellen Talsohle", heißt es.

Das wird auch notwendig sein, denn nur gute sportliche Ergebnisse, mit den damit verbundenen hohen europäischen Einnahmen und Transfererlösen, kann sich die Situation wirklich positiv verändern. Eine erneuerte Formel der Champions League wird ab der Saison 2024-2025 in Kraft treten. Der belgische Verein, der sich dafür qualifiziert, würde prompt 100 Millionen Euro erhalten. Das ist ein Betrag, gegen den eine Kapitalerhöhung nichts ist...



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