"Selbst OHL kann ein interessanteres Projekt vorweisen als wir"

JUGEND Anderlecht befürchtet, dass in diesem Sommer viele talentierte Jugendspieler den Verein verlassen werden. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle. "Früher sagte man 'ja' und zwar noch bevor man gefragt wurde. Jetzt hat man mindestens drei oder vier Gespräche nötig, um die Eltern überzeugen zu können", heißt es in Het Laatste Nieuws.

Mit Konstaninos Karetsas (im Januar) und Alexander Reumers unterschrieben zwei 15-jährige von Anderlecht ihren ersten Profivertrag beim KRC Genk. Der erst 10-jährige Joris Manzila wechselt nun von Anderlecht nach Club Brügge. Und sie werden nicht die letzten Abhänge sein, befürchtet man in Neerpede. Wo Anderlecht früher die absolute Spitze war, ist dieser Status inzwischen ziemlich abgebröckelt.

"Von Anderlecht gefragt zu werden, das bedeutete etwas. Man war einer der Auserkorenen und darauf war man stolz", erzählte ein ehemaliger Spieler in Het Laatste Nieuws. Er erzählte auch eine Anekdote über Youri Tielemans. Dessen Vater wollte den Vertrag direkt unterschreiben, noch bevor er den Verein besucht hatte. Jetzt sind drei bis vier Gespräche mit den Eltern nötig, um sie überzeugen zu können, sagte die Person.

Viele Gründe

Woher kommt diese Wender? Gegner von Wouter Vandenhaute verweisen dabei direkt auf die Situation rund Jean Kindermans, aber da steckt natürlich mehr dahinter. Denn es ist auch so, dass es noch nie so einfach war, es in den A-Kader von Anderlecht zu schaffen.

Was spielt noch eine Rolle? Der finanzielle Aspekt. Anderlecht kann den jungen Spieler und ihren Eltern nicht mehr so viel bieten als früher. Auch: in den vergangenen Jahren hat Anderlecht nicht nur auf sportlicher Ebene viele Federn gelassen. Auch auf dem Gebiet des Prestiges ist es nicht mehr der Verein, den man mal war. Und was die Infrastruktur bestrifft, bedarf die RSCA Academy einer umfassenden Erneuerung.

Aber vielleicht der wichtigste Grund: die anderen Topclubs haben auf dem Gebiet der Jugendausbildung Fortschritte gemacht, so dass sie mit Anderlecht konkurrieren können. Der Vorsprung, den Anderlecht viele Jahre hatte, ist nun weg. Jemand, der in Neerpede arbeitet, erzählt, dass nicht nur Genk oder Club Brügge Jugendspieler wegholen. "Selbst OH Löwen schreckt nicht davor zurück, unsere Talente abzuwerben", hieß es. "Wenn selbst sie ein interessanteres sportliches Projekt vorweisen können."