ANDERE Am siebten Tag blühte der RSC Anderlecht wieder auf. Der Verein, der in den vergangenen Jahren vor allem mit dem Wort "Krise" in Verbindung gebracht wurde, hatte plötzlich wieder Grund zum Lächeln. Marc Coucke holte nach dem Spiel sein iPhone heraus, filmte die begeisterten Fans und postete triumphierend: "The future is mauve".
Zum ersten Mal in viereinhalb Jahren konnte Anderlecht noch mal ein Heimspiel gegen Club Brügge gewinnen. Ein Zyniker würde sagen: "Der Vandenhaute-Effekt."
Weiter lesen unter Anzeige
Weiter lesen Eine Last fällt weg
Am Sonntagmorgen gab Wouter Vandenhaute offiziell bekannt, dass er seine Anteile bei Mauvavie an den Partner Geert Duyck verkaufen wird. Der ehemalige Präsident wollte nicht länger bei den Fans in der Kritik stehen und stieg aus dem Verwaltungsrat aus. Sein Weggang sorgte innerhalb des Vereins für eine große Erleichterung. Plötzlich war Ruhe eingekehrt und die Sonne scheinte.
Am 9. November 2025 schien alles zu stimmen. Lou Reed sang irgendwann "Oh, it's such a perfect day." Für Anderlecht war das definitiv der Fall.
Ein Neustart
Mit Michael Verschueren als neuen Präsidenten und Kenneth Bornauw als CEO kündigte sich wieder ein neues Kapitel beim RSC Anderlecht an. "Wir haben es jahrelang mit einem Präsidenten versucht, der fast alles selbst entschied", sagte Verschueren. "Aber ich glaube nicht, dass das die richtige Vorgehensweise ist. Jetzt möchten wir zusammen an einer guten Stabilität arbeiten."
Der symbolische Neustart wurde sofort durch einen Sieg gegen den Erzrivalen untermauert – ausgerechnet in derselben Woche, in der Club Brügge gegen den FC Barcelona (3-3) geglänzt hatte.
Coucke kann wieder lachten
Auf der Ehrentribüne konnte Marc Coucke seinen Enthusiasmus nicht wirklich verbergen. Sein Lächeln konnte er nicht zurückhalten. Nach dem Schlusspfiff meldete er sich auch bereits in den sozialen Netzwerken, während Verschueren und Bornauw unten die Spieler und Trainer Besnik Hasi gratulierten.
Neugeborener Hasi
Noch vor einer Woche stand Hasi schwer in der Kritik und sein Job hing an einem seidenen Faden. Aber im Spiel gegen Club Brügge bekam er Anderlecht wieder dahin, wo er sie hinbringen wollte: Mit Schärfe, Aggressivität und mit der richtigen Portion Mut. "Am Rande des Erlaubten, aber nicht darüber hinaus", bemerkte jemand auf der Tribüne.
Junge Draufgänger wie Bertaccini und Cvetkovic hauchten dem Spiel neues Leben ein. "Banditen", sagte Hasi mit einem Lächeln – "im positiven Sinne des Wortes".
Das Stadion fieberte wieder mit
Fünf Tage zuvor hatte Club Brügge-Trainer Nicky Hayen noch gesagt, dass er "Elektrizität ins Stadion bringen" wolle. Am Sonntagnachmittag bekam er das in Brüssel auch zu sehen, allerdings nur beim Rekordmeister. Der Lotto Park bebte, Fans filmten den Schlusspfiff mit ihren Handys und das Dach schien jeden Moment abzuheben.
Kein Wunder: Seit dem 11. April 2021 hatte Anderlecht kein Heimspiel mehr gegen Club Brügge gewinnen können.
Der Sieg sorgte für Euforie
In der Euforie blieb Besnik Hasi bescheiden. "Wir haben einen kleinen Schritt nach vorne gemacht", sagte er. "Einen kleinen, keinen großen."
Vielleicht dachte Marc Coucke anders darüber. Nach einigen Jahren voller Unruhe ist er endlich von Wouter Vandenhaute befreit und glaubt fest daran, dass Verschueren und Bornauw das richtige Duo sind, um Anderlecht wieder an die Spitze zu führen.