Anderlecht hat am Dienstagabend für eine Überraschung gesorgt. Der belgische Meister holte auf dem Feld von Paris Saint-Germain einen Punkt. De Zeeuw brachte Anderlecht in Führung, aber Ibrahimovic konnte später ausgleichen.
Wenige Stunden vor Anpfiff der Champions-League-Partie beim französischen Meister Paris St. Germain wurden Wetten abgeschlossen. „Was denkst du? 5:0? Ach was, eher 6:0. Und wie ist die Quote für einen Anderlechter Sieg? Da glaubt doch eh niemand dran“, lauteten die Kommentare. Ein Thekengast erwähnte immerhin die ruhmreiche Anderlechter Vergangenheit: „Aber das war in den 60er, 70er und 80er Jahren.“
Rund um das Prinzenpark-Stadion an der Porte Saint Cloud in Paris herrschten große Sicherheitsvorkehrungen. Zahlreiche Polizisten in Kampfmontur sollten dafür sorgen, dass es zu keinen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen kam. Dabei waren nur rund 150 Anderlecht-Anhänger nach Frankreich gekommen. Aber in den engen Straßen rund um das Stadion wollte die Polizei kein Risiko eingehen, zahlreiche Absperrungen waren eingerichtet worden, durchgelassen wurden nur Personen mit einer Akkreditierung.
Der Anderlechter Trainer John van den Brom setzte wie schon zuletzt in der 1. Division auf mehr Erfahrung, als Linksverteidiger rückte Olivier Deschacht ins Team. „Smells like Teen Spirit„ von Nirvana lief zwar beim Aufwärmen, doch in Anderlecht müssen sich einige Teenager wie Youri Tielemans im Moment gedulden. Bei den Gastgebern meldete sich Zlatan Ibrahimovic fit, der Schwede, der im Hinspiel vier Tore erzielte, hatte in der Ligue 1 gegen Lorient aufgrund einer Knieentzündung noch pausiert. Lediglich der Uruguayer Edinson Cavani fehlte wegen muskulären Problemen.
Auf dem Platz mussten die Gäste anfangs ähnlich große Sicherheitsvorkehrungen wie die französische Polizei treffen, denn PSG übte gleich großen Druck aus, Lavezzi vergab nach fünf Minuten die erste Chance. Die Gastgeber wollten ein schnelles Tor, aber auch das Visier von Ibrahimovic war nach einer Viertelstunde noch nicht richtig justiert. Anderlecht hielt gar nicht so schlecht dagegen, wobei das in der Realität bedeutete, dass sich der Rekordmeister weit zurückzog, Paris den Ball überließ und hoffte, möglichst lange das torlose Remis halten zu können.
Zu einer ernsthaften Torannäherung reichte es für Anderlecht dagegen lange Zeit nicht, ehe es Anthony Vanden Borre nach 26 Minuten erstmals versuchte. Für Kabinettstückchen waren allerdings die Gastgeber zuständig, der Brasilianer Lucas drehte nach einer halben Stunde eine doppelte Pirouette, die Kati Witt zur Ehre gereicht hätte. In der 32. Minute spielten dann auf einmal die Gäste für einige Sekunden „Tiki Taka“, der Abschluss von Mitrovic war zu harmlos.
Wie eine Grundschulklasse bei einem Ausflug verhielten sich Van den Broms Schüler jedenfalls nicht, denn kurzfristig bestimmten sie sogar das Spielgeschehen, was das Pariser Publikum mit Pfiffen quittierte. Das hatten sich die Zuschauer im Parc des Princes ganz anders vorgestellt, 0:0 zur Pause.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wollte PSG die Kraftverhältnisse wieder gerade rücken, die Gastgeber drängten auf den Führungstreffer, Lucas und Ibrahimovic vergaben gute Möglichkeiten. Doch richtig ins Laufen kam die Pariser Sturmmaschine nicht, das französische Publikum konnte sich nach etwas mehr als einer Stunde nur über die Rückkehr des längere Zeit verletzten Verteidigers Thiago Silva freuen. Die Freude wich jedoch Entsetzen, denn in der 68. Minute traf Demy de Zeeuw zum 1:0 für Anderlecht, PSG drohte auf einmal eine Blamage - doch nur für zwei Minuten. Dann glichen die Gastgeber aus, und natürlich traf Ibrahimovic. Ein Unentschieden genügte den Pariser Ansprüchen nicht, sie wollten die drei Punkte, ein Ziel, das zu erreichen, zehn Minuten vor Schluss nach der Gelb-Roten Karte für Kljestan etwas einfacher wurde. Aber die Anderlechter wehrten sich mit großem Kampf, die Entschlossenheit der Gäste demonstrierte Vanden Borre, der Ibrahimovic die Stirn bot - in Brüssel erlernte Streetfightermentalität. Diese reichte zu einem überraschenden Unentschieden. Spott mussten die Anderlechter in Paris nur an den Theken der Bars ertragen, auf dem Platz machten sie sich keinesfalls lächerlich.
Ergebnis: 1-1
Tore: 68' De Zeeuw 0-1, 70' Ibrahimovic 1-1
Paris Saint-Germain: Sirigu, Van der Wiel, Alex, Marquinhos (62' Thiago Silva), Maxwell, Verratti (76' Menez), Thiago Motta, Matuidi, Lavezzi (75' Pastore), Lucas, Ibrahimovic
Anderlecht: Kaminski, Vanden Borre, Kouyate, Mbemba, Deschacht, N'Sakala, Milivojevic, De Zeeuw (91' Nuytinck), Kljestan, Praet (79' Acheampong), Mitrovic (87' Tielemans)
Gelbe Karten: 48' Milivojevic, 91' Kaminski
Rote Karten: 82' Kljestan (2x gelb)
Schiedsrichter: Marijo Strahonja (Kro)
Stadion: Parc des Princes
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