Standard - Anderlecht ist immer eine geladene Partie und das war auch heute nicht anders. Lüttich siegte mit 2-0, aber vor allem das geschmacklose Banner und der Platzverweis von Defour wird noch für Diskussionen sorgen.
Dass dieses Spiel eine außergewöhnliche Begegnung war, konnte man am Ende der Partie anhand der Länge der Nachspielzeit feststellen. Der vierte Schiedsrichter legte fest, dass die 21 Spieler rund zehn Minuten länger auf dem Rasen stehen mussten. Der Unparteiische berief sich dabei auf die Auszeiten, die dieses Hassduell hervorbrachte. Und das waren nicht wenige. So begannen die gegenseitigen Neckigkeiten bereits lange vor dem Anpfiff, als sich Anderlechts Torhüter Silvio Proto mit seinen Mitspielern aufwärmte. Der Schlussmann wurde von einem Gegenstand getroffen, der aus dem Fanblock der „Rouches“ geworfen wurde. Proto revanchierte sich im Laufe des Spiels, als er in Richtung Standard-Spieler fluchte oder den Ball aus fünf Minuten in die Tribüne schoss. Ein „Schockmoment“ war auch, als kurz vor dem Einlaufen der Teams die Fans der „Rouches“ ihr mit Spannung erwartetes Banner ausfalteten. „Red Or Dead“ („Rot oder Tod“, A.d.R.) stand darauf, und es zeigte einen abgetrennten Kopf von Defour - im Stile der Köpf-Videos des Islamischen Staates. Die Aufmerksamkeit war den Fans sicher, im Anschluss an das Spiel kündigte die Stadt Lüttich als auch der belgische Fußballverband Konsequenzen an. Der Sporza-Journalist Peter Vandenbempt war von diesem Bild jedenfalls „angeekelt“. Die Vereinsführung betonte, man habe im Vorfeld ein anderes Banner präsentiert bekommen. Die Zuschauer im Sclessin-Stadion sahen jedenfalls kein ansehnliches Fußballspiel. Schnelle Konter und schöne Ballstafetten waren auf dem harten Geläuf nicht zu denken. Stattdessen gab es nicht wenige Fouls und unspektakuläre Schussversuche.
Wenn ein Regisseur im Vorfeld der Partie befragt worden wäre, wie die Dramaturgie eines imposanten Hassduells auszusehen habe, er hätte nichts anderes beschrieben, als das, was am Sonntagnachmittag geschehen sollte. Denn nachdem Steven Defour in der ersten Halbzeit nach einer Szene den Ball aus Frust über die Tribüne in den Himmel von Lüttich geschossen hatte, erhielt der einstige Liebling der Fans eine Gelbe Karte. Die Standard-Supporter gröhlten, doch sie wussten noch nicht, dass sie sich später über noch mehr freuen durften. Defour wurde nämlich zum Wiederholungstäter und erhielt eine Gelb-Rote Karte, nachdem er einen Ball in die Tribüne gedroschen hatte. Dies tat er wohlgemerkt, um den Ball aufgrund eines verletzten Standard-Spielers ins Seitenaus zu schießen. Doch die Schilderungen, die zu dem Platzverweis führten, gingen anschließend auseinander. So merkte der Schiedsrichter an, dass er sehr wohl gepfiffen hatte, damit die Vereinsärzte von Standard einen Blick auf den verletzten Spieler werfen konnten. Defour aber will keinen Pfiff gehört haben und nur aus Fairness den Ball ins Seitenaus befördert haben. Der Schiedsrichter aber blieb bei seiner Entscheidung. Einige Anderlechter Fans rissen daraufhin ihre Sitze aus den Verankerungen und warfen sie in Richtung Feld. Man hatte den Eindruck, dass die Begegnung abgesagt wird. Doch es ging weiter, mit nur noch zehn Anderlechtern auf dem Platz. Anschließend gelang ausgerechnet Laurent Ciman das von Sclessin heftig gefeierte 1:0, als der Verteidiger von Adrien Trebel mustergültig am zweiten Pfosten angespielt wurde und in Stürmermanier vollstreckte. Ciman verlässt den Verein heute Richtung Montreal, damit seine autistische Tochter besser behandelt werden kann. Ein schöneres Abschiedsgeschenk konnte sich Ciman nicht machen. Als dann zwei Minuten vor Schluss Igor De Camargo zum 2:0 traf, bebte Sclessin. Die zehn Minuten Nachspielzeit nutzen die „Rouches“-Fans bereits zum ausgiebigen Feiern.
Ergebnis: 2-0
Tore: 64' Ciman 1-0, 89' De Camargo 2-0
Standard:Thuram, Milec, Scholz, Ciman, Van Damme, Carcela (86' Lumanza), Trebel, Faty, Mujangi Bia (67' Mpoku), Louis (76' Ono), De Camargo
Anderlecht:Proto, Colin (75' Marin), Heylen, Deschacht, N'Sakala, Defour, Tielemans (76' Leya Iseka), Dendoncker, Najar, Cyriac, Alvarez (59' Kljestan)
Gelbe Karten: Ciman, Louis, Carcela, Defour, Vanden Borre, N'Sakala
Rote Karten: Defour
Schiedsrichter: A. Boucaut
Stadion: Sclessin
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