Vertonghen: "Die schwierigste Entscheidung meines Lebens"

MITTWOCH, 28 SEPTEMBER 2022, 12:46 - RSCA Skater
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INTERVIEWS Jan Vertonghen kam in der vergangenen Woche wieder mit dem belgischen Nationalteam zum Einsatz. Darüber hinaus nahm er sich auch Zeit für ein ausführliches Interview mit VTM und Het Laatste Nieuws, die Medienpartner der Roten Teufel. Er ging dabei auch näher auf seinen Transfer nach Anderlecht ein. "Meine Entscheidung ging innerhalb von 24 Stunden von 'ich bleibe bei Benfica' nach 'ich unterschreibe bei Anderlecht."

Wer denkt, dass Jan Vertonghen der Wechsel nach Anderlecht leicht gefallen war, liegt falsch. "Benfica für Anderlecht zu verlassen war die schwierigste Entscheidung, die ich als Fußballer und als Mensch je treffen musste", erzählte ein deutlich emotionaler Vertonghen.

"Am 31. August rief mein Berater mich an und er sagte mir, dass Anderlecht interessiert sei und ich mich entscheiden müsste. Ich sagte zuerst 'nein', da ich bei Benfica bleiben wollte. Ich hatte auch noch einen Vertrag für ein Jahr und war immer davon ausgegangen, dass ich diesen auch erfüllen würde. Mein Frau hatte dort Arbeit und meine Kinder waren sprichwörtlich halbe Portugiesen."

"Beim Verein sprach ich daraufhin mit dem Trainer. Und ohne auf Details eingehen zu wollen, bekam ich das Gefühl, dass meine Zeit bei Benfica abgelaufen war. Ich konnte nicht normal trainieren, habe kein Wort gesagt. Mit Tränen in den Augen steht man auf dem Feld. Man sieht dann die ganze Stabilität (Familie, Leben,...) wegfallen. Die Schule begann auch am nächsten Tag und meine Frau hatte ihr Leben dort."

Zusammen mit seiner Frau entschied Vertonghen dann, auf das Angebot von Anderlecht einzugehen. "Ab dann wurde es stressig, da ich innerhalb von vier Stunden das Flugzeug nach Anderlecht nehmen musste. Ich dachte: 'das geht nicht, ich musste auch meinen Kindern sagen, dass wir weggehen. Aber sie waren in einem Surfcamp. Ich bin dorthin gefahren und habe mit ihnen darüber gesprochen und ihnen meine Entscheidung mitgeteilt. Das tat wirklich sehr weh. Das war die schwierigste Entscheidung, die ich als Fußballer bisher treffen musste. Und auch als Mensch."

Einige Tage nach Vertonghen folgten auch seine Frau und seine drei Kinder. "Sie flogen am 5. September, dem Geburtstag meines Sohnes. Er weinte im Flugzeug, da er Portugal nicht verlassen wollte."

Inzwischen sind wir zwei Wochen weiter. "Die Kinder gehen zur Schule und wir haben ein Haus gefunden. Aber da wir uns emotional nicht auf einen Umzug vorbereitet hatten, machte es so schwierig. Meistens sagen die Menschen, dass wir genug Geld verdienen und nicht klagen dürfen, aber in solchen Momenten bedeutet Geld nichts. Die Art und Weise, wie wir gehen mussen, war wirklich nicht gut."

Bei seinem Transfer sagte Vertonghen bereits, dass es sehr egoistisch war. "Das ist es immer noch. Heute Morgen brachte ich zum ersten Mal meine Kinder zur Schule. Die stehen dann dort mit ihrem Rücken zur Wand. Das ist nicht toll."



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